Heft 65

Bonhoeffers Erbe – und wie wir damit im Jahr 2020 umgehen (sollten)

Cover Heft 65

Inhalt

I. Schwerpunkt: Bonhoeffers Erbe im Jahr 2020

Arnd Henze
Wem gehört Bonhoeffer?

Christian Horn
Predigt am 05. April 2020

Beate Schutte
„Tu deinen Mund auf für die Stummen“

Andreas Pangritz
Bericht vom 13. Internationalen Bonhoeffer‑Kongress in Stellenbosch (Südafrika)

Bernd Vogel
Predigt zu Hebräer 13, (7-11) 12-14

 

II. Einblicke: (Re-)Lektüre von Bonhoeffers Texten

Dietrich Bonhoeffer
Brief an Mahatma Gandhi (1934)                                                                       

Reinhard Müller
„Wer ist Gott?“ oder „Was ist Gott?“                                                                

Andreas Pangritz
Bonhoeffers prophetisches Wort zur Judenfrage – und wir heute              

 

III. Rezensionen

Tobias Moock
Dietrich Bonhoeffer reizt auch heute noch zum „Gespräch“                        

Beate Schutte
Brückenbauer und kritischer Zeitgenosse


Editorial

Verehrte Leserinnen und Leser,

am Morgen des 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg hingerichtet. Heute, 75 Jahre später, zeigt sich der Ort des Geschehens in einem anderen Erscheinungsbild. Bereits einige Jahre vor dem Aufbau der heutigen Gedenkstätte ab 1995 hatte man Teile des Geländes mit privaten Wohnhäusern überbaut – auch wenn z. B. die Prozesse gegen die Kriegsverbrecher weltweit für Aufsehen sorgten, wurde in der Zeit des Kalten Krieges vieles aus der NS-Vergangenheit verdrängt und vergessen.

Wir verdanken es insbesondere dem Einsatz von Eberhard Bethge, dass das Lebenswerk von Dietrich Bonhoeffer über die Zeit hinweg nicht vergessen wurde. Seit 1945 sind mannigfaltige Arbeiten zu Bonhoeffer entstanden und man beruft sich nach wie vor in unterschiedlichen Situationen und aus unterschiedlichsten Motivlagen auf ihn. Nicht immer ist in der Rezeption von Bonhoeffers Texten erkennbar, wie die Sache von ihm selbst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angelegt war.

Die Beiträge des ersten Teils thematisieren, wie mit dem „geistigen Missbrauch“ – ob unbeabsichtigt oder z. B. aus strategischen Motiven – umzugehen ist und wie eine angemessene Rezeption von Bonhoeffers Texten gelingen kann. Dabei geraten auch unsere eigenen Vorstellungen in den Blick. Wie Eberhard Bethge im Vorwort zur fünften Auflage seiner Bonhoeffer-Biografie im Jahr 1983, sollten auch wir uns immer wieder fragen, welches Bild wir von Bonhoeffer durch unsere Sprache „fixieren“ und ob es einer Überarbeitung bedarf.

Angestoßen werden kann eine solche Überarbeitung einerseits durch erneute Lektüre von Bonhoeffers Texten und andererseits durch wissenschaftliche Erkenntnisse, wie sie im zweiten Abschnitt dieser Ausgabe dargestellt sind. Das (schriftliche) Gespräch ist eine Möglichkeit, die Vielschichtigkeit von Dietrich Bonhoeffer und seine Bedeutung für die heutige Zeit in Worte zu fassen.

Aufgrund der zum Zeitpunkt der Drucklegung vielerorts geltenden Kontaktbeschränkungen haben wir für Sie auf unserer Webseite (www.dietrich-bonhoeffer-verein.de) unter „Aktuelles“ eine Seite mit Veranstaltungshinweisen und Terminen eingerichtet. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir die Termine des dbv sowie der Regional- und Arbeitsgruppen des dbv in dieser Ausgabe nicht abdrucken und freuen uns auf Ihren Besuch der Homepage.

Eine anregende Lektüre und erkenntnisreiche Gespräche wünscht Ihnen,

Ihr

Tobias Moock