Heft 62

Bonhoeffer in Amerika

Cover Heft 62

Inhalt

I. Herbsttagung 2018 „Bonhoeffer in Amerika“
TOBIAS MOOCK
Bericht zur Herbsttagung des dbv
DETLEF BALD
Bonhoeffer in Amerika
Umkehr zum Frieden
REGGIE WILLIAMS Nachfolge lernen
HELLMUT SCHLINGENSIEPEN
Dietrich Bonhoeffer und die Harlem Renaissance
REGGIE WILLIAMS
Von der Aufführung des Reiches Gottes
KURT KREIBOHM Nicht nur Barmherzigkeit,
sondern auch Klage und Anklage
II. Die Friedensfrage –
in Bonhoeffers Umfeld und in der Gegenwart
ERIKA HORSTA KRUM Zur Frage der Gewalt
WOLFRAM ROHDE-LIEBENAU
Nationale Sicherheitspolitik der USA.
III. Neue Wege, (mit) Bonhoeffer zu denken
BERND VOGEL „Im Gespräch kann immer
etwas Neues geschehen“ – Bonhoeffer aspektiv:
Plädoyer für eine vertiefte Lesekunst
IV. Bonhoeffers Ethik angesichts
gesellschaftlicher Umbrüche
ANDREW DECORT Ethics after Devastation:
Coming to Terms with the Thought
of Dietrich Bonhoeffer Today and the Current
Situation in Ethiopia
ANDREAS PANGRITZ
Ethik nach der Zerstörung
V. Was von Gott (nicht) zu reden ist
AXEL DENECKE
Digital von Gott reden? – Entschieden „Nein!“
„Nach Gott“ oder erst „vor Gott“? –
„Schwaches Denken“ und „starkes Glauben“!
REINHARD MÜLLER Weihnachten als Anfang
der „menschlichen“ Theologie
VI. dbv intern / Buchbesprechungen
Axel Denecke wird 80
AXEL DENECKE
„Theologie“ und „tiefe Menschlichkeit“
in einer Person
Hans Scholl und die Weiße Rose
VII. Termine4
Impressum

Titelbild: Dietrich Bonhoeffer im Kreis von Studierenden
und Lehrenden am Union Theological Seminary in New York, 1930 / 31


Editorial

Verehrte Leserinnen und Leser,

Erhebungen zeigen, dass weltweit über kein anderes Land so häufig berichtet wird wie über die Vereinigten Staaten von Amerika. Das war auch schon der Fall, bevor Donald Trump dort Präsident wurde. „Amerika“ – in vielfacher Hinsicht scheint dieses Land (das drittgröß­te der Welt) die entscheidende Referenzgröße zu sein.

Wie sich die Situation der medialen Berichterstattung über die Vereinigten Staaten zu Zeiten Dietrich Bonhoeffers darstellte, entzieht sich meiner Kenntnis. Offenkundig ist jedoch, dass sein einjähriger Aufenthalt im New York der Jahre 1930/1931 gravierende Auswirkungen auf den damals noch jungen Mann hatte. Die diesjährige Herbsttagung des dbv zeichnete diese Auswirkungen aus verschiedenen Blickrichtungen nach.

„Bonhoeffer in Amerika“ – selten hatte eine dbv-Tagung einen pointierteren Titel. Die Verknappung lässt bereits erahnen, dass dieses „Amerika“ viel mit und aus Bonhoeffer gemacht hat. Neue soziale und kulturelle Welten, Begegnungen mit lebenslangem Nachhall…

Aus der ausführlichen Tagungsdokumentation ist der Beitrag von Dr. Reggie Williams, außerordentlicher Professor für christliche Ethik in Chicago, hervorzuheben. Er beleuchtet die ansonsten wenig beachteten Zu­sammenhänge der deutschen (bzw. westeuropäischen) Kolonialgeschichte mit den Denk- und Überzeugungsstrukturen, in denen Dietrich Bonhoeffer aufgewachsen ist. Das Stipendium jenseits des Atlantiks eröffnete Bon­hoeffer ganz neue Horizonte – theologisch, politisch und kulturell.

Ein Gedankensprung. Im Jahr 2018 jährt sich der 50. Todestag von Martin Luther King. Einer der Mitstreiter Kings in der Bewegung für Bürgerrechte und Soziale Gerechtigkeit war Albert Franklin Fisher, zeitweise waren beide zusammen inhaftiert. Derselbe Fisher war Kommilitone Dietrich Bonhoeffers in dessen Zeit am Union Theological Seminary in New York. Fisher zeigte Bon­hoeffer die ungeschminkte Fratze Amerikas – den Rassismus der Weißen –, aber auch die mitreißende politische und spirituelle Bewegung der Schwarzen. Wahrlich ein Kraftfeld, in das Bonhoeffer während seiner Amerika-Zeit eintauchen konnte.

Mit den besten Wünschen für ein anregendes neues Jahr,

Ihr Daniel Baldig

(Schriftleiter)