Heft 50

Kirche – quo vadis? Bonhoeffer – vade mecum!?

Cover Heft 50

Abstract

Die 50. Ausgabe der Zeitschrift „Verantwortung“ bedeutet ein kleines Jubiläum. Hinter jeder Ausgabe, die bisher erschien, standen Mühe und Arbeit. Jedes Jahr zwei Ausgaben – und dies durch 25 Jahre hindurch. Eine solche Kontinuität ist nicht selbstverständlich. Allen, die daran mitgewirkt haben, wird von Herzen gedankt.

Es ist es sehr schön, dass VereinsfreundInnen 25 Blumengebinde zu dem Jubiläum zusammengetragen haben. In den verschiedenen Beiträgen berichten die Schreibenden, was Ihnen an Dietrich Bonhoeffer wichtig ist und wie sie zum Dietrich-Bonhoeffer-Verein hinzugestoßen sind. Persönliche Motive, lebensgeschichtliche Begründungen, theologische Einsichten, aber auch kirchenpolitische Intentionen werden sichtbar. Obwohl sich die Vereinsmitglieder zum Teil schon über Jahrzehnte kennen, erfahren die LeserInnen auf diesem Weg noch einmal viel neues. Die „25 Blumengebinde“ haben großes Leseinteresse geweckt.

Im ersten Abschnitt der Zeitschrift („Herbsttagung des dbv in Halle 2012“) wird ein Rückblick auf die letzte Tagung in Halle vorgenommen. Die kontroversen Diskussionen mit Dr. Thies Gundlach vom Kirchenamt der EKD und die emotionalen Erregungen, die sie auslösten, klingen immer noch nach. Auf der einen Seite die Position der EKD (Impulspapier „Kirche der Freiheit“; die Thesen von Dr. Gundlach), auf der anderen Seite die Erfahrungen mit Mobbing in der Kirche (Bericht von Gisela Kittel aus ihrer Arbeitsgruppe in Halle), dazwischen Dietrich Bonhoeffer und die Suche des dbv nach einem Weg für die Zukunft unsere Kirche. Es ist schwer, in diesen Fragen einen tragfähigen Konsens anzusteuern und inhaltlich vorzubereiten. Das Bemühen darum darf nicht nachlassen.

Im zweiten Abschnitt („Frühjahrstagung 2013 – Der Kirchenbegriff Bonhoeffers“) werden Texte angeboten, die zur Vorbereitung auf die kommende Tagung in Erfurt März 2013 dienen sollen. Besonders hinzuweisen ist auf den Beitrag von Axel Denecke über „Christus als eine Gemeinde / Kirche existierend: Die Entwicklung von Bonhoeffers Kirchenverständnis von 1927 bis 1944 – mit dem Höhepunkt der ‚Ethik’“. Axel Denecke wendet sich dagegen, die Begriffe Gemeinde und Kirche auseinanderzureißen und gegeneinander auszuspielen. Bonhoeffers Formel „Christus als Gemeinde existierend“ wäre nach Denecke missverstanden, wenn man sie nur auf die Gemeinde bezöge („Christus (nur) als Gemeinde existierend“). Auch in der Institution der Großkirche bzw. Volkskirche kann sich – so Denecke - die Christuswirklichkeit realisieren.

Die bisherigen mündlichen Reaktionen auf den Artikel von Axel Denecke zeigen, dass es hier noch viel Gesprächsbedarf gibt. Die kommende Tagung in Erfurt wird Gelegenheit bieten, solche Gespräche tatsächlich auch zu führen.

In einem weiteren Abschnitt werden „Vereinsnachrichten – Rezensionen – Vermischtes“ in der Zeitschrift abgedruckt.


Inhalt

I. Herbsttagung des dbv in Halle 2012
A. DENECKE
Freiheit – Verantwortung – Zivilcourage
DANIEL BALDIG
Freiheit, Verantwortung, Zivilcourage – auf dem Weg zu einer Gemeindekirche in ökumenischer Offenheit
CLAUDIA THIELECKE
Meckern ist einfach
JISK STEETSKAMP
„Übt keine Herrschaft“ – Über das Gemeindekonzept im 1. Petrusbrief
AG 1: Militärseelsorge abschaffen?
AG 4: Zivilcourage lernen
BERND WINKELMANN
AG: 5 Solidarisch wirtschaften
GISELA KITTEL
AG 6: „Mobbing in der Kirche“
KURT KREIBOHM
Predigt über Apg 12,1-11

II. Frühjahrstagung 2013 – Der Kirchenbegriff Bonhoeffers
AXEL DENECKE
Christus als eine Gemeinde / Kirche existierend
„Dietrich Bonhoeffer: Glaube – Liebe – Widerstand – Zivilcourage“ – Ein Theaterstück
KURT KREIBOHM
Das Leben und Leiden Dietrich Bonhoeffers auf der Bühne

III. Ein Kleines Jubiläum
Die 50. Ausgabe der „Verantwortung“
KARL MARTIN
Ich möchte glauben lernen
CARL-ALFRED FECHNER
50. Ausgabe der Verantwortung
„25 Blumengebinde zur 50ten“

IV. Vereinsnachrichten – Rezensionen – Vermischtes
WOLFGANG STERNSTEIN
Die Bergpredigt bei Mahatma Gandhi
GOTTFRIED BREZGER
Bischof George Bell
REINHARD GROSCURTH
Rudolf Weckerling und sein Engagement
für Bischof George Bell
Bericht aus der Oekumene
BRUNO HESSEL, GUDRUN WESKAMP, KLAUS KRÄMER
Konziliare Versammlung – Rückblick und Ausblick

 


Editorial

Wenn eine Zeitschrift das Jubiläum ihrer 50. Ausgabe feiert, ist dies ein denkwürdiges Ereignis. Wenn man bedenkt, mit welchen primitiven Werkzeugen die Zeitschrift ursprünglich erstellt wurde, wird die immense Entwicklung deutlich, die hinter uns liegt. Anfangs wurden die Texte von meiner Frau auf einer Schreibmaschine geschrieben, bei Tipp-Fehlern wurde Tipp-Ex benutzt – sofern die Texte nicht neu geschrieben werden mussten. Nach dem Abschreiben wurden die Texte ausgeschnitten und auf eine neue Seite in den von Hand vorgezeichneten Satzspiegel geklebt. Dann kam ein provisorischer Lichttisch zum Einsatz. Später erledigte Rudi Hechler aus Mörfelden-Walldorf die Satzarbeit. Seit einiger Zeit gestaltet der Grafikdesigner Klaus H. Pfeiffer aus Stuttgart die Zeitschrift.

Viele Jahre habe ich die Aufgaben des Schriftleiters wahrgenommen. Zunächst löste mich Christoph Rinneberg ab, bis schließlich Axel Denecke die redaktio nelle Leitung übernahm. Er brachte theologisches Fachwissen und publizistisches Geschick in die Arbeit ein. Die Diskussion von Bonhoeffers Denkansätzen und die Dokumentation des breit gefächerten Vereinslebens finden in der Zeitschrift ihren Niederschlag. Um den Schriftleiter bildete sich ein Redaktionsteam, dem Irmela Milch, Hans-Ulrich Oberländer, Herbert Pfeiffer, Dieter Stork und Reinhard Herrenbrück angehören. Allen Mitwirkenden in Vergangenheit und Gegenwart sei ausdrücklich gedankt.

Zum Jubiläum der „Verantwortung“ haben wir uns vorgenommen, alle bisherigen Hefte zu digitalisieren und im PDF-Format zu speichern. Dazu müssen ältere – noch nicht digital erfasste – Ausgaben eingescannt werden. Einzelhefte können anschließend über das Internet bezogen werden, alle 50 Hefte gesammelt auf einem Datenträger. Dies ist sozusagen das kleine Jubiläums-Überraschungsgeschenk, das wir auf diesem Weg ankündigen.

Was treibt uns bei unserer Arbeit? Was ist die Motivation, die hinter der Erstellung der Zeitschrift steht? Wir wollen den Kontakt und das Gespräch zwischen den Mitgliedern, Freundinnen und Freunden des Vereins und interessierter Öffentlichkeit befördern. Mit der Zeitschrift wollen wir Kontinuität sichtbar machen – Kontinuität in der Existenz einer Einrichtung und in der Diskussion einer Lerngemeinschaft ist ein kostbares Gut. Denn nur gemeinsam – nicht alleine – schaffen wir die nächsten Schritte. Und um was bemühen wir uns lernend inhaltlich? Mit Bonhoeffers Worten: Wir wollen glauben lernen. Wir wollen vertrauen lernen. Wir wollen Mitmenschlichkeit und christliche Verantwortung lernen.

In der Hoffnung, dass wir noch lange über die Lektüre der Zeitschrift „Verantwortung“ miteinander verbunden bleiben können, grüßt Sie sehr herzlich, auch im Namen des Schriftleiters und der Redaktion,

Ihr Karl Martin