Heft 44

Armut und Reichtum als Herausforderung für Kirche und Glaube

Cover Heft 44

Abstract

In Fortsetzung der Frühjahrestagung 2009 über „Reich Gottes: Jetzt – erst später – oder beides?“ hat sich die Herbsttagung des dbv vor allem der praktischen Umsetzung der „Reich-Gottes-Botschaft“ Jesu in Kirche und Gesellschaft gewidmet. Was können wir tun, ja was müssen wir tun, damit die Verheißung des „Reiches Gottes“ in unserer Gesellschaft – und wenn es auch nur annäherungsweise ist – umgesetzt werden kann, jedenfalls auf keinen Fall in Vergessenheit gerät? Die GemeindeAkademie im begüterten Elb-Vorort Hamburg-Blankenese, nicht gerade der „ärmste“ Teil unseres Landes, war fast schon provokatorischer Ort für diese Tagung. In der „Verantwortung“ Heft 44 werden die Referate der Tagung, der Tagungsbericht von Claus Petersen und auch eine kritische Rückmeldung zum Aufbau und Ablauf der Tagung dokumentiert. Ein ergänzender Beitrag von Carl Beleites beschreibt das „einfache Leben“ des irdischen Menschen Jesus von Nazareth, seine Reich-Gottes-Verkündigung und die reale Vorwegnahme des Reiches Gottes in seiner Person. Aus den drei Arbeitsgruppen des dbv werden Informationen und Denkanstöße veröffentlicht. Und schließlich enthält die „Verantwortung“ Heft 44 einen Hinweis auf das Buch von Hans Jürgen Schultz, Dietrich-Bonhoeffer – Umkehr zum Leben: Briefe aus der Haft in neuer Sicht, Patmos Verlag 2009.


Inhalt

Herbsttagung September 2009

AXEL DENECKE
Armut und Reichtum als Herausforderung für Kirche und Glaube

 



I. Tagungsbeiträge

 

BARBARA WIRSEN-STEENSKAMP
Einführung in das Tagungsthema

ANDREAS PANGRITZ
Dietrich Bonhoeffers Kapitalismuskritik im Rahmen seiner theologischen Anthropologie

FRANZ SEGBERS
Kirchesein in der Krise des Mammons

KARL MARTIN
„Freundschaft mit dem ‚ungerechten Mammon’?“ – Predigt über Lk 16,9

CLAUS PETERSEN
Armut und Reichtum

 



II. Ergänzende Beiträge und Berichte

 

CARL BELEITES
Das einfache Evangelium des Jesus von Nazareth

XEL DENECKE
Der ‚eigene’ Gott und Bonhoeffers ‚mit-leidender’ Gott

BERNHARD SCHLINK
Die Kirchen haben schon verloren

KARL MARTIN
Buchhinweis: Günter Stahl (Hrsg.), „Blätter um die Freudenberger Begegnung“, Band 8 / 2008

 



III. Berichte aus den Arbeitsgruppen des dbv

 

DIETER STORK
„Bonhoeffer bewegt“ – Arbeitsbericht und Modelltagung

HANS-ULRICH OBERLÄNDER
„Frieden mit dem Militär?!“ (Buchhinweis)

GÜNTER KNEBEL
„David“ würgen, „Goliath“ hätscheln

HALEXANDER KISSLER
Zeitungsberichte zur Kirchensteuerdebatte / Kirchenaustritt:

  • Glaube? Unbezahlbar
  • Die Taufe gilt
  • Die Feuerprobe

 



IV. Vereinsnachrichten und Vermischtes

 

 

HANS JÜRGEN SCHULTZ
Erste Reaktionen auf mein Buch „Bonhoeffer – Umkehr zum Leben“

KARL MARTIN
Engagierte christliche Kunst: Der Dietrich-Bonhoeffer-Verein dankt Willy Beppler

AXEL DENECKE
„In unserer Mitte – Ein (Ge)Denkbuch“

Terminvorausschau des dbv 2010/11


Editorial

Erst das Thema „Reich Gottes“ im Frühjahr 2009, dann das Thema „Armut und Reichtum“ im Herbst – was hat das alles mit Dietrich Bonhoeffer zu tun? Bonhoeffers Aussagen in dem „Entwurf einer Arbeit“ sind eine unverändert gültige, in die Zukunft weisende Herausforderung:„Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist. Um einen Anfang zu machen, muss sie alles Eigentum den Notleidenden schenken. Die Pfarrer müssen ausschließlich von den freiwilligen Gaben der Gemeinden leben, evtl. einen weltlichen Beruf ausüben.“

Über Dietrich Bonhoeffer erscheinen weltweit ständig Veröffentlichungen. Wir weisen in der vorliegenden Verantwortung auf das Buch von Hans Jürgen Schultz „Umkehr zum Leben: Dietrich Bonhoeffer“ hin. Schultz macht deutlich: Bonhoeffers Vision einer „Kirche für andere“ meint wirklich und tiefgreifend eine andere Kirche. Für Bonhoeffer ist „eine notwendige Konsequenz“ seiner Theologie die Forderung, „dass die Kirche selbständig wird, d. h. ihre Lösung vom Staate durchsetzt“ (DBW 1 Sanctorum Communio, Seite 184 f.). Die immer wieder anzutreffende Auskunft, eine solche Forderung sei heute hinfällig, weil damals völlig andere Zeitumstände geherrscht hätten, verkennt die Mitschuld der Staat-Kirche-Verquickung an der Entstehung der damaligen Zeitumstände.

Vom 28.-30.05.2010 findet in Mainz die XIV. Dietrich-Bonhoeffer-Vorlesung statt, an der u. a. Bischof Prof. Dr. W. Huber und Prof. Dr. K. Kardinal Lehmann beteiligt sein werden. Als Thema wurde ausgewählt „Das Verhältnis von Kirche und Staat in Deutschland, Frankreich und den USA – Geschichte und Gegenwart einer spannungsreichen Beziehung“ (näheres unter http://www.bonhoeffer-gesellschaft.de). Wir sind gespannt, wohin die Vorlesung und die hinter ihr stehende Internationale Bonhoeffer-Gesellschaft (ibg) tendieren werden. Wird man der Meinung zuneigen, die Nachkriegsentwicklung habe in einigen Punkten (wie Religionslosigkeit, Staat- Kirche-Verhältnis) die Theologie Bonhoeffers überholt? Oder wird man sich der Ansicht nähern: Auf dem Hintergrund der Theologie Bonhoeffers muss die restaurative Entwicklung ab 1945 hinterfragt werden?

Die neue Vorsitzende der ibg, Prof. Dr. Christiane Tietz/ Mainz, war in der Sitzung des Gesamtvorstandes des dbv zu Gast. Wir hatten ein gutes, offenes und intensives Gespräch. Der Kontakt soll weiter gepflegt werden. In Zukunft schicken wir einige Exemplare der „Verantwortung“ an die ibg und erhalten von der ibg deren Rundbrief.

In der Freude, neue Leserinnen und Leser der „Verantwortung“ zu gewinnen, grüßt Sie sehr herzlich, auch im Namen des Schriftleiters und der Redaktion,

Ihr Karl Martin