Heft 60

Vom Spalten und Überbrücken

Cover Heft 60

Inhalt

I. Dokumentation der Tagung „Abendland“ im Wandel

PETRA ROEDENBECK-WACHSMANN
Herbsttagung vom 29.09. bis 1.10.2017: Ein Bericht

FRIEDER KOBLER
Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem christlich-islamischen Dialog

CHRISTIAN HORN
Wirtschaftsethik und Kapitalismuskritik bei Martin Luther und Dietrich Bonhoeffer

WOLFGANG KESSLER
Gefährlicher Reichtum

BEATE SCHUTTE
Predigt über 1. Mose 12,2

II. Neue Wege zur Reformation – Neue Wege zu Luther

BERND VOGEL
„Tue Buße … und tue die ersten Werke“ (Apk 2,4)

DANIEL BALDIG
Liedoratorien – neue Wege zu Martin Luther

III. Das „Erfurter“ Thema: Nicht-theistische Rede von Gott

AXEL DENECKE „
Nicht-religiös“ (nicht-theistisch) von Gott reden – zum Beispiel in einer Weihnachtspredigt

IV. Bonhoeffer trifft … Heinrich Böll

HEINRICH JÜRGENBEHRING
Heinrich Böll und Dietrich Bonhoeffer – was beide verbindet

V. Aus den Arbeitsgruppen

AG „FRIEDEN WAGEN“
Aufruf zur Friedensdekade 2017

AG „Israel-Palästina“
Bericht über eine Arbeitssitzung in Weimar zum Kairos-Palästina-Dokument

VI. Kolumne

AXEL DENECKE
Das Lutherjahr 2017 und der peinliche kirchliche Umgang damit

VII. Rezensionen

VIII. Termine

 


Editorial

Verehrte Leserinnen und Leser,

in der Rückschau auf das nun endende Jahr 2017 fällt mir auf, dass folgender Begriff mir ungewöhnlich häufig begegnet ist: Spaltung. In vielen Abwandlungen, als Nomen, Verb und Partizip. Berichte, Reportagen, Texte und Gespräche waren voll von Spaltungen, Spaltern, Gespaltenem usw. Es sollte jeweils zum Ausdruck gebracht werden, dass es zu einer Trennung zwischen eigentlich zueinander gehörenden Menschen gekommen ist, die nicht ohne Weiteres wieder aufzuheben sei.

Mit Sicherheit werden weltweite Ereignisse dieses Jahres in Erinnerung bleiben, die Spaltungen innerhalb von Gesellschaften haben offen zutage treten lassen. Die Schlagworte „Trump“, „Erdoğan“, „Katalonien“, „Brexit“ und „AfD“ bilden bloß eine kleine Auswahl besonders prominenter Beispiele.

Die diesjährige Herbsttagung des Dietrich-BonhoefferVereins hat sich mit zwei Ausdrucksformen von Spaltungen innerhalb der deutschen Gesellschaft beschäftigt. Zum einen wurde der Frage nachgegangen, wie einer Spaltung zwischen Menschen mit muslimischen und Menschen mit davon verschiedenen Glaubensüberzeugungen entgegen getreten werden kann, wenn ein Teil der Bevölkerung von der grundsätzlichen Unvereinbarkeit eines solchen Zusammenlebens ausgeht. Zum anderen wurde die national wie international belegte zunehmend ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen diskutiert, welche die vielzitierte „Schere zwischen arm und reich“ immer deutlicher auseinander klaffen lässt.

Wie ist nun umzugehen mit diesen Spaltungen, den kulturellen, politischen und ökonomischen?

Um den Gesprächsfaden zwischen Gespaltenen nicht abreißen zu lassen und Möglichkeiten zur Begegnung zu geben, müssen Spaltungen überbrückt werden. Das ist noch kein Zuschütten der Gräben, aber unverzichtbar für die Annäherung. Wehe denen, die solche Brücken beschädigen! Im Nationalmuseum von Bosnien-Herzegowina las ich in einer Ausstellung über die Belagerung Sarajevos (1992-1996) folgenden Satz: „He who ruines bridges – ruines himself.“ („Derjenige, der Brücken zerstört, ruiniert sich selbst.“)

Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen Alles Gute und viel Mut zum Brücken bauen,

Ihr Daniel Baldig