Heft 74
Einstehen und Streiten für den Menschen

Inhalt
I. Gemeinsam unterwegs in Kirche und Gesellschaft
PRESSEMITTEILUNG
Niemöller-Stiftung und Bonhoeffer-Verein haben sich erfolgreich vereinigt
NIEMÖLLER -STIFTUNG UND BONHOEFFER-VEREIN
Eisenacher Appell für einen Weihnachtsfrieden in der Ukraine
EINSTEHEN UND STREITEN FÜR DEN MENSCHEN
Gründungserklärung zur Verschmelzung von Martin‑Niemöller-Stiftung und Dietrich-Bonhoeffer-Verein
MARTIN MYBES
Die Hoffnung, die vor uns liegt. Predigt in der Kapelle auf dem Hainstein (Eisenach) am 27. Oktober 2024
II. Vom Krieg zum Frieden in Europa
DETLEF BALD
Europa im Frieden – und Deutschland
DETLEF BALD
Der Traum vom Frieden in Europa: die Ukraine im Interessenkonflikt der Großmächte
III. Erinnerung
B E G E G N U N G E N zwischen Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer
LUKAS BORMANN
Warum uns Else Niemöller interessiert
HEINRICH TREBLIN
Draußen vor dem Tor – Zum Gedenken an Werner Schmauch (1905–1964)
GOTTFRIED ORTH
Ernst Lange – Frieden auf Erden
UWE TRÄGER
Die Bedeutung Dietrich Bonhoeffers für Jürgen Moltmann
DETLEF BALD
Würdigung des Lebenswerks von Karl Martin (1945–2014)
IV. Rezension
BERND VOGEL
Jutta Koslowski: Wer war Klaus Bonhoeffer? Annäherungen an einen unbekannten Widerstandskämpfer
V. Aktuelles
Wiesbadener Erinnerung
NACHKOMMEN der Bonhoeffer-Geschwister
Dietrich Bonhoeffer nicht verdrehen und missbrauchen!
VI. Termine
Tagungsankündigung: „Friedenstüchtig werden“, 7.–9. März 2025 in Erfurt
Theatervorführung: „Dietrich Bonhoeffer – Tragik einer Liebe“, 5. April 2025 in Stuttgart-Weilimdorf
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
nachdem der Dietrich-Bonhoeffer-Verein im Oktober 2024 in Eisenach mit der Martin-Niemöller-Stiftung verschmolzen ist, wird die Zeitschrift „Verantwortung“ mit diesem Heft (38. Jahrgang / Nr. 74) erstmals im Auftrag des aus der Verschmelzung hervorgegangenen Vereins herausgegeben, der den für manche gewiss noch gewöhnungsbedürftigen Namen trägt: „Martin-Niemöller-Stiftung und Dietrich-Bonhoeffer-Verein für Frieden, Demokratie, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung e. V.“. Das gibt mir Anlass, im „Editorial“ zu diesem Heft etwas weiter auszuholen als sonst üblich.
Das erste Heft der Zeitschrift „Verantwortung“ ist im Dezember 1986 erschienen. Es wurde eröffnet mit einem Leitartikel von Jürgen Geisler: „Schritte auf den [ ! ] Weg des Friedens“, in dem der Verfasser über das „Konzil des Friedens“ nachsinnt, zu dem auf der VI. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Vancouver 1983 Propst Heino Falcke (Erfurt) in Erinnerung an Dietrich Bonhoeffer aufgerufen hatte. Die Versammlung von Vancouver hatte den Konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung eingeleitet. Friedrich Schorlemmer (Wittenberg), der am 9. September dieses Jahres verstorben ist, hatte daraufhin demonstrativ ein Schwert zu einer Pflugschar umschmieden lassen. Und Carl-Friedrich von Weizsäcker hatte sich Falckes Aufruf beim Evangelischen Kirchentag in Düsseldorf 1985 zu eigen gemacht.
Dem Impressum des ersten Hefts der „Verantwortung“ ist zu entnehmen, dass die Zeitschrift vom „Dietrich-Bonhoeffer-Verein für christliche Verantwortung in Bundeswehr, Kirche und Gesellschaft e. V.“ herausgegeben wurde. Der Focus auf die Bundeswehr hatte damit zu tun, dass der Verein aus einem „Verein zur Förderung der Bundesarbeit der Evangelischen Hochschulgemeinden bei den Hochschulen der Bundeswehr“ hervorgegangen war, der sich auf seiner 4. ordentlichen Mitgliederversammlung am 10. Mai 1986 eine Satzung gegeben und in Dietrich-Bonhoeffer-Verein umbenannt hatte. Seit dem 10. Jahrgang der Zeitschrift (1995) ist die Bundeswehr aus dem Namen des Vereins verschwunden.
Wesentlich geprägt wurden der Verein und die Zeitschrift „Verantwortung“ durch Karl Martin, den Mitbegründer und langjährigen Vorsitzenden des Dietrich-Bonhoeffer-Vereins, der übrigens auch zeitweilig Mitglied des Vorstandes der Martin-Niemöller-Stiftung war. Nach seinem Tod vor zehn Jahren übernahm Detlef Bald, der in diesem Heft ausführlich zu Wort kommt, den Vorsitz des Vereins. Die Redaktion der Zeitschrift hatte ab 2006 Axel Denecke übernommen, der den Stab 2014 an Daniel Baldig weitergab. Das Erscheinungsbild der Zeitschrift wurde im Lauf der Jahre professioneller, die inhaltlichen Schwerpunkte wechselten je nachdem, was der Vorstand des Vereins als Gegenstand der Tagungen festgelegt hatte, die über viele Jahre in der Regel zweimal im Jahr durchgeführt und in der Zeitschrift dokumentiert wurden. Alle Hefte der Zeitschrift sind übrigens auch digital zugänglich.
Weitere Wechsel im Vorstand des Vereins und in der Redaktion der Zeitschrift gaben neue Impulse, konnten aber doch nicht verhindern, dass die Zahl der Mitglieder schrumpfte und sich die Altersstruktur des Vereins in einer Weise entwickelte, die es immer mühsamer werden ließ, einen arbeitsfähigen Vorstand zu wählen. Auch die durch die „Corona“-Pandemie ausgelöste Krise ging nicht spurlos am Dietrich-Bonhoeffer-Verein vorüber. Die unter Corona-Bedingungen in Butzbach von den Vorsitzenden Petra Roedenbeck-Wachsmann und Bernd Vogel gestaltete Herbsttagung 2021 stand ausdrücklich unter dem Thema „Das ,natürliche Leben‘ (Dietrich Bonhoeffer) und ,Corona‘ als geistige und gesellschaftliche Herausforderung“. Es war auf der am Rande dieser Tagung abgehaltenen Mitgliederversammlung, dass erstmals über eine mögliche Auflösung des Vereins nachgedacht wurde. Dennoch wurde in Butzbach ein neuer Vorstand unter dem Vorsitz von Reinhard Müller gewählt, der sich zum Ziel setzte, binnen zwei Jahren Alternativen zur Auflösung zu finden.
Es hat zwar etwas länger als zwei Jahre gedauert, aber im Oktober 2024 erfolgte in Eisenach die eingangs erwähnte Verschmelzung des Dietrich-Bonhoeffer-Vereins mit der Martin-Niemöller-Stiftung. Wir wollen diesen Einschnitt, der sich hoffentlich zugleich als ein zukunftsträchtiger Neustart erweisen wird, in dem vorliegenden Heft dadurch würdigen, dass wir die wesentlichen Dokumente der Eisenacher Versammlung am Anfang dieses Heftes dokumentieren.
Den thematischen Schwerpunkt dieses Heftes bilden Überlegungen von Detlef Bald zum Weg Europas vom Krieg zum Frieden in Vergangenheit, Gegenwart und hoffentlich auch in der Zukunft. Es folgen Erinnerungen an Begegnungen zwischen den beiden Namensgebern unseres Vereins und an Persönlichkeiten, die ihnen besonders nahestanden oder sich in besonderer Weise von ihnen haben anregen lassen. Bernd Vogel bespricht das Buch „Wer war Klaus Bonhoeffer?“ von Jutta Koslowski und empfiehlt es zur Lektüre. Schließlich dokumentieren wir zwei aktuelle Aktionen: (a) die Wiesbadener Erinnerung, die in Erinnerung an Martin Niemöller vor Bestrebungen warnt, Deutschland atomar zu bewaffnen; und (b) ein offener Brief von Nachkommen der Geschwister Dietrich Bonhoeffers gegen den Missbrauch
des Theologen und Widerstandskämpfers durch rechtsextreme Antidemokraten im Umfeld des ehemaligen und künftigen US-Präsidenten Donald Trump.
Ich wünsche eine anregende Lektüre.
Ihr Andreas Pangritz